South_Africa

Langa

Irgendwann wann auf unserer Reise durch Südafrika wollten wir gerne ein Township besuchen. In Hermanus waren Führungen durch das dortige Township aktuell nicht möglich, aufgrund der zu sehr aufgeheizten Stimmung während des Wahlkampfes.
In Cape Town war dies allerdings kein Problem. Daher waren wir heute in Langa (das ist Xhosa und heißt übersetzt Sonne). Langa ist die erste nur für Schwarze gebaute Siedling in Kapstadt (1927). Sie wurde ursrünglich für 6000 Personen geplant, heute leben hier 50 000 Menschen. Damit ist es ein ziemlich kleines Township mit langer Tradition (zum Vergleich: in Khayelitsha leben 400 000 Menschen). Von den Bewohnern wurde es Black City genannt im Gegensatz zur White City, dies hatte allerdings nichts mit der Hautfarbe der Bewohner zu tun, sondern mit dem Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Da es bis in den 60er Jahre in Langa nachts stockduster war, wurde es Black City genannt. Langa hat heute Strom, das ist allerdings nicht repräsentativ für jedes Township, ebnso wie der Anschluss an die Wasserversorgung. Der Ort verfügt über Häuser der Oberschicht, freistehende Häuser mit Garten und Garage - von den Bewohnern Beverly Hills genannt, Straßenzüge der Mittlerschicht, früher vorwiegend von Lehrern und Krankenschwestern bewohnt und sehr einfachen Bauten für die Ärmeren. Letzteren wurde immer wieder versprochen, für menschenwürdige Wohnverhältnisse zu sorgen, doch Dank des hohen Maßes an Korruption im Land wanderte das Geld dafür wer weiß wohin. Nur ein direkt an der Hauptstraße liegender Straßenzug ist hergerichtet, dahinter gibt es immer noch kein fließendes Wasser, geschweige denn ein Bad. Seit 10 Jahren hausen jeweils zwei Familien in einem Schiffscontainer. So reihen sich die Container aneinander, dennoch ist dies eine Verbesserung zu der Einquartierung von drei Familien in jeweils einem Zimmer (Wir zeigen aus Gründen der Pietät keine Bilder). Das Bauen von kleinen Wellblechhütten ist daher nicht ein Zeichen äußerster Armut, sondern stellt für die Bewohner durchaus eine Verbesserung ihrer Lage dar, weil die Privatsphäre ein wenig verbessert ist.
Langa wird hauptsächlich von Xhosa bewohnt, die Politik der Apartheit richtete für jede Bevölkerungsgruppe eigene Townships ein. Traditionen und Rituale der Xhosa sind hier noch lebendig, für viele ein Grund, trotz materiell abgesichertem Leben dennoch im Township zu bleiben. Wir durften in einer Shebeen (Kneipe) selbstgebrautes Bier mit einer Runde alter Männer trinken und sahen eine Gruppe Kirchgänger, die nach dem Gottesdienst zu einem Haus eines kranken alten Mannes gingen, um dort für ihn zu beten und zu singen. Gemeinschaft wird hier gelebt, daher sind hier die Zäune auch nicht so hoch wie sonst so üblich für Südafrika ("Your Neighbour is your security").
Es gibt auch ein Theater, das mit Hilfe deutscher Unternehmen und Bildungseinrichtungen aus alten Schiffscontainern und recycelten Holzkisten gebaut wurde.