Australia

Melbourne

Der Übernachtflug und die Zeitverschiebung um weitere drei Stunden waren letztlich doch so ermüdend, dass wir erst einmal ordentlich ausschlafen mussten. Das Hostelzimmer mag für deutsche Verhältnisse abgeranzt sein, aber wir haben uns doch sehr über die eigene Küche mit der Möglichkeit, zum Frühstück ein warmes Croissant zu bekommen, gefreut. Das Schlafzimmerfenster zieht wie Hechtsuppe, aber wenn man dabei die Heizung anstellt, sorgt der permanente Luftaustausch für ein annehmbares Wohnklima. Ja, so richtig warm ist es momentan nicht im Süd-Osten Australiens. Doch sobald die Sonne die Wolken vertrieben hat, sind die ungewohnten 18 Grad auch gut auszuhalten.
Auf dem Weg in die Stadt ging es zunächst durch die Markthallen der des Queen Victoria Market. Für unsere erste Tour durch Melbourne hat sich das schon aus Perth bekannte System der kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb einer bestimmten Zone als vorteilhaft erwiesen. Also rein in die Straßebahn und erstmal zur St Paul's Cathedral. Die Australier mögen Plastikgeld, also werden die Spendenkästen ganz zeitgemäß durch kontaktlose Bezahlterminals ersetzt. Ansonsten kann eine gerade mal 130 Jahre alte neugotische Kathedrale einen Europäer nicht mehr vom Sockel reißen.
Nach einem kurzen Abstecher in die Geschichte des Goldrausches im Old Treasury Building Museum schlossen wir uns einer kostenlosen Stadtführung an. Die Free Walking Tours sind eine Erfindung aus Berlin. Hier wurde die Tour durchgeführt von einem Amerikaner, der vor drei Jahren als Backpacker in Melbourne hängengeblieben ist und Stadtentwicklung studiert. Aufgrund dessen war das Englisch auch besser zu verstehen, als allgemein üblich und wir haben so einige Schmankerl aus der urbanen Entwicklung Melbournes mitgenommen: In der ACDC Lane gab es eine Art Graffiti-Krieg zwischen Sprayern und Stadtoberen. Letztere wollten das Besprayen der Häuserwände in der Gasse unterbinden und strafrechtlich verfolgen, setzten aber gleichzeitig einen echten Bansky hinter Plexiglas, damit dieser vor Wetter und anderem Unbill geschützt sei. Dies wiederum stieß der Sprayergemeinde übel auf, das kostbare Gemälde wurde durch Farbe vor und hinter der Plexiglasscheibe verunstaltet. Nach einigem hin und her, bei dem ein weiteres Bansky-Graffiti eliminiert wurde, aber diesmal unbeabsichtigt auf Geheiß der Stadtverwaltung, gab es bei dieser ein Einsehen und das Sprayen in der ACDC Lane ist seither ganz offiziell legalisiert.
In Melbourne gibt es den zweithöchsten Wolkenkratzer Australiens, den Eureka Tower (297m). Just am heutigen Tag fand der alljährliche Eureka Stair Climb statt, das Ersteigen der 1642 Stufen in Höchstgeschwindigkeit. Die heutige Bestzeit lag bei kaum vorstellbaren 9:15 Minuten.