Tim: Die ersten drei Monate unserer Reise sind vorbei und wir sitzen mal wieder an einem Flughafen. Ein bisschen wehmütig werde ich schon bei dem Gedanken, Australien jetzt den Rücken zu kehren. Es ist ein großartiges Land mit einer facettenreichen Natur und einer Infrastruktur, die immer wieder erstaunt.
Wir haben so viele Strände gesehen - mitunter endlose oder anstrengend weiße - dass irgendwann zu unserem Bedauern schon eine Art Gewöhnungseffekt eintrat. Wir sind durch staubtrockene, allein von Termitenhügeln bevölkerte Landschaft gefahren, oder auf viele dutzend Kilometer geradeaus führeneden Straßen, rechts und links der Outback und alle 20 Minuten ein totes Känguru am Straßenrand. Dagegen haben die kurvenreiche Straßen entlang der Great Ocean Road oder in den Bergen um Walhalla teils für Übelkeit gesorgt. Das Ningaloo Reef, die Blue Mountains, ein einfacher Trail durch ein Stück Regenwald, ein versteckter Wasserfall, Blowholes, Bodyboard-gerechte Wellen, Sandboarding, Tropfsteinhöhlen, Kalksteinformationen, Muschelstrand waren einige Höhepunkte der Reise.
Petra: Neben der teilweise unglaublichen Natur hat uns auch die Tierwelt beeindruckt. Wir haben so viele Tiere hautnah erlebt. Neben dem Ningaloo Reef (absolutes must-do) hat mich auch die Hai- und Rochenbeobachtung in Sharkbay fasziniert. Die vielfach neugierigen Papageien und krächzenden Kakadus werden mir fehlen.
Auf unserer Reise haben wir ausnahmlos nette Menschen getroffen. Australier sind höflich und meckern nie! Wie in Deutschland gibt es hier auch Menschen, die Angst vor muslimischen Einwanderen haben, obwohl es hier fast keine gibt. Andere sind sich hingegen bewusst, dass Australien Einwanderer benötigt. Zu immigrieren wird einem nicht ganz leicht gemacht. Das Land möchte weiterhin den exklusiven Status bewahren. Ob die aktuelle Politik darauf abzielt ist fraglich. Viele Australier sind empört, dass der Staat vieles privatisiert und öffentliche Gebäude u.ä. in asiatischen Besitz übergehen. Chinesen und Inder investieren gerne und viel in Australien. Da wundert es kaum, dass die meistgelernte Fremdsprache in der Schule chinesisch ist. Über die Qualität des Bildungssystems lässt sich so viel sagen, dass wer kann, seine Kinder auf eine Privatschule schickt. Bewundernswert ist dagegen das Bemühen, alle Menschen in Arbeit zu bringen.
Tim: Viele Jobs, für die sich die Australier zu schade sind, werden allerdings von Migranten erledigt. Gut, das ist in Deutschland nicht anders, aber ein Uber-Fahrer meinte, die Eingesessenen würden auf diese Personengruppe recht abfällig herabschauen - und dabei in Kauf nehmen, das z.B. Elektriker horrende Stundenlöhne einnehmen, weil zu wenig Australier den Job machen möchten. Derselbe Fahrer aus den Magreb-Staaten (alle unsere Uber-Fahrer waren Migranten) hat uns nahegelgt, selbst mal auf den Seiten des Department of Immigration and Border Protection nachzusehen, denn mit unseren Skills wäre das Einwandern sicher kein Problem. Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht, die Altersgrenze von 45 für ein permanentes Visum ist gerade überschritten, man müsste schon vorab einen Arbeitgeber oder eine/n Heiratswillige/n finden. Letzteres tat der türkische Uber-Fahrer, der uns heute zum Flughafen gebracht hat.
Beeindruckend war für uns auch das extrem gut ausgebaute Netz öffentlicher Toiletten, die auch in erstklassigem Zustand sind, solange sie nicht übermäßig von ausländischen Touristen aufgesucht werden. Für jemanden mit chronischen Darmproblemen eine wahrhaftige Erleichterung.
Kaja: Das Essen in Australien ist eigentlich so wie zu Hause, der Unterschied ist, dass es keine öffentlichen Märkte gibt. Außerdem geht es an der Kassen ein wenig anders zu, zum Beispiel packen die Verkäufer einem direkt die Lebensmittel in eine Tüte. Beim Kochen in Australien sind BBQs sehr beliebt. BBQs sind Kochplatten, die eine Fläche sind und nicht vier einzelne. BBQs gibt es auch öffentlich und so kann man einfach am Straßenrand parken und sich ein Beef anbraten. Ein BBQ ist meistens sehr sauber (in Deutschland wäre es definitiv anders), was sich auch bei öffentlichen Toiletten bemerkbar macht. Die sind nämlich nicht beschmiert und dreckig sondern sauber. Was sehr gut ist, wenn man mit einem Campervan reist, der kein Klo beinhaltet. Wo wir schon beim Thema Campervan sind, das Reisen im Campervan hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind, dass man sein Haus immer dabei hat, also nach dem Einkaufen nicht lange nach Hause laufen muss, sondern mit dem Haus direkt vor dem Laden parken kann. Der Nachteil ist natürlich, dass man kein eigenes Zimmer hat. Dafür ist man wegen Platzmangels öfter draußen, was ja nicht so verkehrt ist. Da man im Campervan auch keine besonders große Küche hat, kommt es sehr gelegen, dass es auf Campingplätzen sogenannte Campkitchen's gibt, also öffentliche Küchen, die jeder auf dem Campingplatz benutzen kann. In Campkitchens haben wir auch Kängerufleisch gebraten und dabei den Kängurus dabei zugeschaut wie sie grasten (auf manchen Campingplätzen gibt es Kängurus). Dabei stellten wir fest, dass die männlichen Kängurus ein bisschen größer sind und mehr Oberarm-Muckis haben, als die weibchen. Außerdem gab es auf manchen Campingplätzen auch Possums, dass sind überdeminsonale Mäuse. An Vögeln gibt es hier oft die Vogelsorte Ibis, das ist ein ungefähr 60 cm (von Kopf bis Fuß) großer Vogel.
Tim: Besonders positiv aufgefallen ist uns auch die Einstellung zu Alkohol und Zigaretten-Konsum. An vielen öffentlichen Plätzen ist das eine wie das andere untersagt. Das führt dazu, dass es beispielsweise am Strand keine Saufgelage und Mitmenschen gibt, die diese nicht vertragen. Es ist irgendwie ruhiger und entspannter. Selbst Silvester gab es keine grölenden Menschen in den Straßen, als wir nach dem Feuerwerk den Rückweg antraten.
Australien hat eine der weltweit höchsten Pro-Kopf-Auto-Besitzquoten. Neuwagenkäufe werden durch praktische, emotionale, Lifestyle- und finanzielle Aspekte beeinflusst (Budget Direct). Die Reihenfolge der Einflussfaktoren beim Autokauf spiegelt sich unmittelbar im Straßenbild Australiens wieder. Vor allem in Westaustralien rollen bullige 4WD-Bolliden mit bepacktem Dachgepäcktrager (Surfbrett, Kanister ...), zwei Reserverädern am Heck und wahlweise einen schweren Offroad-Wohnwagen ziehend über den Highway. Sehr gerne basteln die stolzen Besitzer an ihrem 4Wheel oder an dem Vehikel dahinter. Irgendwas scheint es immer zu Schrauben zu geben.
Petra: Die Australier haben eine wunderschöne Natur und ein jeder sorgt dafür, dass dies so bleibt. Müll zu entsorgen ist eine große Selbstverständlichkeit, die Strände sind unglaublich sauber. Auch keine Kippen liegen dort (siehe bei Tim -Rauchen in Australien). So findet man überall sowohl in der Natur als auch in den Städten ein Plätzchen zum Wohlfühlen. Allerdings ist uns gleich zu Beginn unserer Reise aufgefallen, dass wir hier mehr Müll, insbesondere Verpackungsmüll produzieren. Das australische Recyclingsystem haben wir bis heute nicht durchschaut. In die gelbe Tonne kommen sowohl Plastik- wie auch Glasflaschen, Papier gehört ebenfalls dort hinein, aber keine Chipstüten o.ä.
Auch die Sache mit der Energiegewinnung gibt uns noch Rätsel auf. Solarpanelfelder haben wir nur rund um Canberra gesehen, Windräder nur ein paar einzelne (es soll aber im Norden große Offshore-Windfarmen geben). Konventionelle Energiequellen stehen noch hoch im Kurs, wobei Erdgas viel aus dem Meer geborgen und dann gewinnbringend verkauft wird.
Dabei wäre hier nun wirklich genug Platz für Solarfelder oder Windräder...
Wasserkraft wird hier aber wohl keine Zukunft haben. Denn obwohl wir regelmäßigen Regen hatten, egal wo wir waren, mussten wir oft hören, dass der Regen seit Monaten herbeigesehnt wurde. Trockenheit und Wassermangel ist ein großes Problem und auch eine Entwicklungsbremse in Australien. Letzterem kann man als Tourist durchaus positive Aspekte abgewinnen, So bleibt vielleicht auch weiterhin viel unberührte Natur erhalten.